Rotschenkliger Kleideraffe auf der Son-Tra-Halbinsel bei Danang in Vietnam

Schutzprojekte

Der immense Naturreichtum Vietnams ist heute mehr denn je in Gefahr.

Die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes und der Bevölkerungswachstum führen zur Übernutzung und Verschmutzung der natürlichen Ressourcen und damit Zerstörung der Natur. Durch Jahrzehnte des Krieges, Einschlag, Brandrodung, Gewinnung von Feuerholz bzw. Holzkohle, sowie der Umwandlung von Wald in Agrarland gingen bereits riesige natürliche Waldflächen verloren. Dieser Lebensraumverlust wiegt besonders schwer für sehr stark angepasste und große Arten. Viele der Großsäuger sind zudem durch die Jagd bedroht; sie landen in Kochtöpfen, werden in der traditionellen Medizin oder als Haustiere verwendet, oder einfach nur als Trophäe gejagt und gehandelt. Die daraus resultierende Fragmentierung des Lebensraumes stellt für viele Populationen ein riesiges (Überlebens-) Problem dar.

Primaten

Auf der Roten Liste des IUCN besitzen etwa die Hälfte der in Vietnam vorkommenden Primaten-Arten den Status „stark gefährdet“ (endangered) oder sogar „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered). Auch die drei endemischen Arten besitzen den Status „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered), was die Verantwortung Vietnams für diese Arten enorm erhöht.
Die Wilderei hat erschreckende Ausmaße angenommen. Die Forstschutzbehörden des Landes stehen dieser und dem illegalen Tierhandel nahezu hilflos gegenüber. Großabnehmer der Wildtiere ist China, wo diese als Rohstoff zur Produktion sogenannter traditioneller Medizin, wie auch für die Zubereitung exaltierter Menüs verwendet werden. Die offizielle Schätzung der Masse an Wildtieren, die jährlich illegal gejagt und gesammelt werden, liegt zwischen 3000 und 4000 Tonnen! Einen derartigen Druck kann keine Tierpopulationen lange ausgleichen. Besonders tragisch ist das für endemische Arten!

EPRC – Endangered Primate Rescue Center

1987 – nach mehr als 50 Jahren ohne Nachweis – wurde der Delacour-Langur im Nationalpark Cuc Phuong wiederentdeckt. Er zählt heute zu den 25 weltweit seltensten und höchstbedrohten Primaten. Die Erstbeschreibung dieser Primatenart (1930) haben wir dem französischen Zoologen Jean Delacour zu verdanken.
Die spektakuläre Wiederentdeckung dieser ungewöhnlich gezeichneten Affen, schwarz mit rein weißer Hose und langem buschigem Schwanz, war der Anlass für den Start eines Projekts der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Ein verbesserter Schutz des damals einzigen bekannten Bestands und Kenntnisse über Lebensweise und Anzahl der noch existierenden Tiere waren die Ziele.
1993 begann das Projekt unter der Leitung des Deutschen Tilo Nadler mit großen Herausforderungen: Bewaffnete Jäger und Holzfäller stellen, die Ranger des Nationalparks schulen und sie für die oft gefährlichen Einsätze motivieren, gewilderte Tiere konfiszieren – und das bei allgegenwärtiger Korruption, Gleichgültigkeit und Unverständnis.
Doch das Projekt begann gleich mit einem Höhepunkt, der den weiteren Verlauf entscheidend beeinflussen sollte: Zwei lebende Delacour-Languren wurden beschlagnahmt. Der Gesundheitszustand der Tiere und die intensive Jagd innerhalb des Nationalparks sprachen gegen eine unmittelbare Freilassung der seltenen Tiere.
Mit zunehmender Routine in der Arbeit nahm auch die Zahl beschlagnahmter Primaten rasch zu. Durch die Unterstützung mehrerer Naturschutzorganisationen wurde nicht nur eine finanzielle Basis für die Haltung der Tiere geschaffen, sondern auch das Endangered Primate Rescue Center gegründet, die erste Auffangstation für konfiszierte Tiere in ganz Indochina.

Der Tierbestand im EPRC ist mittlerweile auf 150 Tiere angewachsen, die Anzahl der Arten auf 15, von denen sechs ausschließlich hier gehalten werden. Die Tiere sind in mehr als 40 großen Käfigen untergebracht, einige Gruppen auf den beiden Freianlagen im Primärwald. Diese Freianlagen mit einer Fläche von 2 bzw. 5 ha sind sozusagen die Trainingseinrichtungen für geplante Auswilderungen.
Die Arbeit des Centers konzentriert sich aus finanziellen und infrastrukturellen Gründen auf die seltensten und höchstbedrohten Arten.
Das EPRC hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit den beschlagnahmten Tieren Zuchtgruppen aufzubauen, um die Nachkommen einmal in geschützte und gesicherte Wildgebiete zu entlassen, Restpopulationen in freier Wildbahn aufzustocken oder Tiere dort wieder anzusiedeln, wo sie ehemals vorkamen. Neben den tierpflegerischen Herausforderungen der Haltung dieser meist überaus sensiblen, blätterfressenden Affen bedürfen der Schutz und die Sicherung der natürlichen Lebensräume auch weiterhin großen organisatorischen und finanziellen Aufwands.

Alle diese Aktivitäten sind nicht ohne enge Kooperation mit den Forstschutzbehörden, anderen Instituten und Wissenschaftlern im In- und Ausland zu realisieren. Kenntnisse über Biologie, Verbreitung, Status, Bedrohung der Arten sind eine Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit. Durch dieses Engagement hat sich das EPRC nicht nur den Ruf erfolgreicher Tierhaltung höchst seltener und sensibler Arten erworben, sondern sich auch zu einem Zentrum der Primatenforschung des Landes entwickelt.

Cat Ba Langur Conservation Project

Der Goldkopflangur ist mit seinem auf die Insel Cat Ba begrenzten Vorkommen einer der seltensten und zugleich bedrohtesten Primaten weltweit. Aus diesem Grund starteten zum Ende des Jahres 1999 die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) zusammen mit dem Allwetterzoo Münster ein Schutzprogramm für diese Primatenart. Das Cat Ba Langur Conservation Project unter der Leitung der deutschen Biologin Dr. Roswitha Stenke begann denn dann auch im November 2000. Inzwischen war die Zahl der frei lebenden Languren um die Hälfte gesunken – nur noch 53 Tiere hatten auf Cat Ba überlebt. Die Hauptaufgabe des Projektes bestand zunächst darin, die Jagd auf die Tiere zu stoppen. In den vergangenen Jahren konzentrierten sich die Projektaktivitäten auf die Überwachung des Tierbestandes, die unmittelbare Umsetzung von Schutzmaßnahmen für einzelne Sub-Populationen und Gruppen, die Förderung des allgemeinen Naturschutzgedankens sowie die Aus- und Weiterbildung von Nationalpark-Mitarbeitern.
2002 wurde innerhalb des Cat Ba Nationalparks ein Schutzgebiet eigens für Goldkopflanguren geschaffen. Dieses ist die Heimat der größten reproduzierenden Sub-Population, der damit die bedeutendste Rolle bei den Bemühungen um den Erhalt dieser Primatenart zukommt. Das Schutzgebiet ist für Touristen nicht zugänglich.

Nach dem Bau zweier zusätzlicher Ranger-Stationen wachen nun insgesamt 20 Ranger über das Gebiet. Ein Drittel der verbliebenen Goldkopflanguren lebt jedoch in unmittelbarer Nachbarschaft zu menschlichen Siedlungen. Hier sind illegale Jagd und Holzeinschlag besonders intensiv und die Tiere somit besonders gefährdet. Durch den Mangel an Personal und Ausrüstung können die Ranger die Tiere in diesen Gebieten kaum effektiv schützen. Hier mussten Alternativen gefunden werden, um den Goldkopflangur zu schützen. Der Kernpunkt des alternativen Ansatzes war die direkte Einbindung der ansässigen Bevölkerung in den Langurenschutz.
Dies gelang über sogenannte „Languren-Wachen“, „Dorf-Waldschutzgruppen“ und „Waldschutzklubs“:
Die aktiven Mitglieder dieser Programme kümmern sich um die Einhaltung der Regeln des Schutzgebietes, fördern den Waldschutz und betreiben Aufklärungsarbeit in ihren Dorfgemeinschaften.
Das Interesse der Menschen für Tier- und Pflanzenwelt zu wecken, sie über den Bedrohungszustand einzelner Arten oder ganzer Ökosysteme und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur aufzuklären, sind wichtige Aufgaben des Natur- und Artenschutzes. Angesichts des kritischen Status des Goldkopflanguren richtet das Projekt seine Erziehungsprogramme vornehmlich auf die derzeitigen Entscheidungsträger aus, also Erwachsene und Behördenvertreter.

Weitere Informationen
Zoologische Geselschaft: Cat Ba Langur Conservation Project

Bären

In China und Vietnam werden mehr als 12000 Bären – größtenteils Kragenbären – in Gefangenschaft gehalten, um ihnen regelmäßig Galle abzuzapfen. Sowohl die Haltungsbedingungen in extrem kleinen und viel zu engen Käfigen als auch der Eingriff zur Gewinnung der Gallenflüssigkeit sind in höchstem Maße als grausam zu bezeichnen.
Die derart gewonnene Galle kommt in der traditionellen chinesischen Medizin zum Einsatz. Trotz der Verfügbarkeit kostengünstiger, wirksamer pflanzlicher und synthetischer Alternativen (Ursodeoxycholsäure [UDCA]) werden noch immer regelrechte Gallefarmen betrieben. In Vietnam werden mehr als 1000 Bären zum Zwecke der Gallegewinnung gehalten.

Die NGO „Animals Asia“ engagiert sich seit vielen Jahren gegen die Gewinnung von Bärengalle und deren wirtschaftlicher Vermarktung auf folgenden Arbeitsfeldern:

  • Verringerung der Nachfrage an Gallenprodukten;
  • Kontrolle des Gallehandels und der Galleindustrie;
  • Aufklärungs- und Bildungsarbeit; Stärkung des öffentlichen Bewusstseins;
  • Lobbyarbeit für den Schutz von Bären (bei Politikern und Unternehmern);
  • Rettung und Rehabilitierung der Bären;
  • Rettungszentren für Bären.

In Chengdu (China) und in Tam Dao (Vietnam) werden zwei Rettungszentren für Bären betrieben, in deren sicherer Umgebung sich beschlagnahmte Bären regenerieren können.
Das Bärenzentrum in Vietnam verfügt über mehrere Freigehege, ein spezielles Gebäude zur Aufzucht von Bärenjungen und eine gut ausgestattete Tierklinik. Die Tiere werden je nach Gesundheitszustand, Alter und Artenzugehörigkeit (Kragenbären oder Malainbären) auf einzelne Gehege verteilt.
Das vietnamesische Bärenrettungszentrum liegt ca. zwei Autostunden von Hanoi entfernt, ist aber für die Öffentlichkeit nicht jeden Tag zugänglich. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, werden an ausgewählten Samstagen im Monat Tage der Offenen Tür mit Führungen angeboten. (Reservierungen unter: rescuecentrevisit@animalsasia.org)

Weitere Informationen

IZS – Internationales Zentrum für Schildkrötenschutz

Schildkröten gelten in vielen Kulturkreisen als Glücksbringer und Symbole für langes Leben. Diese an sich erfreuliche Wertschätzung wird ihnen aber in Ost- und Südostasien zum Verhängnis. Denn dort herrscht der Glaube, dass sich die positiven Eigenschaften der Tiere auf den Menschen übertragen lassen, wenn man das Fleisch, die Innereien und zermahlene Knochen oder Panzer verspeist. So sind Schildkröten traditionelle Bestandteile der asiatischen Küche und Medizin geworden.

Da China selbst diesen Bedarf nicht decken kann, ist es in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer beispiellosen Ausplünderung aller Schildkrötenbestände im gesamten südostasiatischen Raum gekommen. Jährlich wandern viele Millionen Schildkröten, selbst streng geschützte, in die Kochtöpfe und Apotheken. Betroffen von diesem maßlosen Verbrauch sind rund 70 Schildkrötenarten. Mehrere Arten sind bereits ausgerottet, viele weitere stehen unmittelbar davor und wurden seit Jahren nicht mehr in ihrem natürlichen Lebensraum gesehen. Zusätzlich zu dem unkontrollierten Sammeln und dem massenhaften Verzehr bedroht die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes viele Schildkrötenarten, denn unkontrollierter Holzeinschlag und die Zersiedelung der Landschaft vernichten ihre Biotope.

Am 18. Oktober 2003 wurde im Allwetterzoo Münster in Kooperation mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V. (ZGAP) und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) eingeweiht. Unter der Leitung des international bekannten und erfolgreichen Züchters Elmar Meier arbeitet das IZS daran, seltene asiatische Schildkröten vor der Ausrottung zu bewahren. Das Zuchtzentrum hat das Ziel, nicht nur hier in Deutschland, sondern auch vor Ort Maßnahmen zum Schutz der Schildkröten durchzuführen. Im Vordergrund stehen hierbei:

  • Die Erhaltung und Vermehrung bedrohter asiatischer Schildkröten durch den Aufbau stabiler Populationen in Menschenobhut,
  • Öffentlichkeitsarbeit zur Bedrohungssituation asiatischer Schildkröten,
  • Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen zum Schutz der Lebensräume und langfristige Wiederauswilderungen,
  • Sammlung biologischer Erkenntnisse über die gehaltenen Arten.