Reisebericht Vietnam: Farbenfrohe Bergvölker im geheimnisvollen Norden Vietnams

18 Tage Trekkingrundreise im November 2014

Im November 2014 hatte ich Gelegenheit, eine kleine Gruppe nach Vietnam auf der DIAMIR-Reise: „Farbenfrohe Bergvölker im geheimnisvollen Norden“ zu begleiten.
Nach einem angenehmen Vietnam Airlines Flug (direkt ab/an Frankfurt) erreichten wir die vietnamesische Hauptstadt: Hanoi. Wir spazierten durch die Altstadt, um den Hoan-Kiem-See und besuchten die amüsante Vorstellung des Wasserpuppentheaters. Unvergesslich war das vertonte Geschnatter der Enten im Schauspiel!
Anschließend konnten wir Vietnam von seiner schönsten Seite erleben. Es ging auf einer Dschunke mitten durch die traumhafte Halong-Bucht. Luxuriös beherbergt und vielfältig verköstigt zog unser Schiff ruhig durch die faszinierende Kalksteinlandschaft. Unser sehr erfahrener Reiseleiter Hai (sprach hervorragend deutsch) riet uns, dies alles ausgiebig zu genießen, denn: „die Zeiten würden härter werden“.

Gespannt und voller Vorfreude reisten wir weiter in den unberührten und wenig besuchten Nordwesten Vietnams zum Ausgangspunkt unseres fünftägigen Trekkings. Dabei erlebt man diesen vom Tourismus noch kaum berührten Teil des Landes hautnah. Untergebracht ist man zuhause bei den Gastfamilien auf deren Bauernhöfen, übernachtet wird dort sehr einfach z.T. auf Matten, was aber für diesen Teil Vietnams vollkommen in Ordnung ist. Es kam ein wenig Berghüttenfeeling auf. Während unseres Aufenthaltes war Hochzeitssaison und die geschäftigen Hausherren und -damen kamen erst spät nach Hause. Doch dann wurden uns unter einfachsten Bedingungen gekochte Leckereien serviert. Wir freuten uns immer sehr, wenn man uns zum „Feierabend“ den selbstgebrannten Reisschnaps zum Probieren anbot. Wie gut, dass man durch die DIAMIR-Mitnahmeempfehlung und Reiseinformationen, was die Ausrüstung und das Wissen betrifft, gut auf alles vorbereitet ist, ich konnte mich perfekt auf alles einstellen. Beim Trekking wurde für uns von fleißigen Trägern das größere Gepäck transportiert, sodass wir nur unsere Tagesrucksäcke auf dem Rücken hatten. Die sanitären Einrichtungen variierten von Natur-Toilette/Plumpsklo bis hin zu warmem Wasser und einem für unser europäisches Verständnis „normalem Badezimmer“. Jedoch kamen wir alle sehr gut zurecht – selbst an die Geräusche der in der Nähe der Häuser untergebrachten Hühner, Hunde und Schweine haben wir uns sehr schnell gewöhnt.

Das Trekking selbst variierte von den Schwierigkeiten her. Der erste Tag diente der Eingewöhnung und war mit ca. 2,5 Stunden auf einem schönen Wanderweg sehr einfach und bequem zu laufen. Dies sollte sich noch steigern. Durch dichten Dschungel ging es am 2. Tag weiter. Wir eroberten Reisfelder, gelangten an Maisfeldern, Erdnussplantagen und jeder Menge Wasserbüffeln vorbei. Es ging durch Dörfer, im Wald rauf und runter – dies teilweise auch recht steil. Eine gute Trittsicherheit – besonders bei steilen und steinigen Wegen im Wald – ist hier ein Muss! Meistens bestanden die Tage aus 2 Mal je 3 oder 3,5 Stunden Wanderung, unterbrochen von einer ausgiebigen Mittagspause. Teilweise als Picknick oder in kleinen lokalen Imbissstuben. Einmal quartierten sich unsere Träger auch in der Küche einer einheimischen Familie ein, um für uns zu kochen. Ungewollten Kontakt mit kleinen glitschigen Regenwaldbewohnern hatten wir an zwei kurzen Passagen ebenfalls. Wir machten Bekanntheit mit Blutegeln. Auch hier gab es eine Lösung: nicht stehenbleiben, zügig weitergehen und im nächsten Bachlauf sofort die Schuhe von ihnen befreien. Trekking im Dschungel ist immer ein großes Abenteuer!

Nach dieser ersten fünftägigen Trekkingetappe wurden wir am Ziel von unserem Fahrer begrüßt. Wie gut, dass wir ihm vorher frische Wechselkleidung von uns mitgaben. Die weitere Fahrt nach Cao Bang und einem Tag in Ba Be verschaffte unseren Füßen ein wenig Erholung. Besonders schön war die entspannte Bootsfahrt in Ba Be auf einem Fluss bis hin zum Ba-Be-See mit Stopp und einem Spaziergang zu einem kleinen Wasserfall. Es war ein wenig neblig, und es kam eine sehr schöne mystische Stimmung auf.
Weiter ging es dann auf einer abenteuerlichen Straße quer durch das ländliche Nordvietnam und den Dschungel nach Sapa. Die Ortschaft befand sich während unseres Aufenthaltes im Nebel, sodass wir zunächst nicht viel von der Stadt zu sehen bekamen. Hier begann unser insgesamt dreitägiges Zelt-Trekking zum Gipfel des 3143 m hohen Fansipan, dem höchsten Berg Vietnams. Auch bei dieser Tour wurde das komplette Gruppengepäck (Zelte, Küche, Proviant und persönliches Gepäck der Reiseteilnehmer) wieder von fleißigen Trägern übernommen, sodass nur der Tagesrucksack von uns selbst getragen wurde.
Wie unberechenbar das Wetter im tropischen Hochwald sein kann, bekamen wir bei unserem Aufstieg sehr gut zu spüren. Regen und Nebel dominierten die beiden Tage. Getreu dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“ stiegen wir aber tapfer auf den unbefestigten Wegen (hier sei Vorsicht geboten, denn an Regentagen ist der Weg schlammig und matschig) durch den Nebelwald auf. Besonders steile Passagen konnte man gut mit Leitern und Seilen sichern. Schleierhaft war es uns, wie die Einheimischen solche Wege mit ihren Sandalen oder einfach nur Badeschlappen meisterten.
Unser junger Bergführer war sehr umsichtig, wartete, reichte immer wieder eine helfende Hand und so erreichten wir am zweiten Aufstiegstag tatsächlich den Gipfel des Fansipan. Auf die grandiose Bergsicht mussten wir allerdings noch ein wenig warten. Beim Abstieg dann das Wunder: es kam Wind auf und blies Wolken und Nebel zeitweilig fort, so dass wir doch noch auf ein Meer aus Gipfeln und Wolken und sogar blauen Himmel blicken konnten! Diese Aussichten waren einfach wunderbar und entschädigten für die Anstrengungen beim Aufstieg im Nebel!
Nach einer letzten Nacht – durch den starken Wind stellten wir die Zelte in eine Schutzhütte – erreichten wir am nächsten Morgen unseren Ausgangspunkt und durften uns über eine Urkunde und eine Medaille freuen. Nun hatten auch wir verdientes Wetterglück: Wir stiegen mit schweren Beinen noch die Stufen des Ham-Rong-Berges hinauf und konnten mit einem Eis in der Hand und bei wunderschönem Sonnenschein wunderschöne Blicke auf Sapa richten!

Einen Tag später fuhren wir noch nach Bac Ha und genossen den Sonntagsmarkt. Wir schossen Unmengen an Fotos. Hier kann man ziemlich alles kaufen: von Souvenirs, Kleidung, Lebensmitteln bis hin zu Hunden, Hühnern, Schweinen und Wasserbüffeln! Ein typischer Südostasiatischer Markt. Überall sieht man die Einheimischen in ihren bunten Trachten regen Handel treiben – ein tolles Erlebnis!
Die Nacht im Zug (4-Bett-Abteil, angenehmer Schlafwagen) zurück nach Hanoi verlief unkompliziert. Wir wurden schaukelnd in den Schlaf gewiegt. Am letzten Tag konnten wir nach einer kleinen Erfrischungspause und einem stärkenden Frühstück Hanoi genießen und ein wenig besser kennenlernen. Wir besuchten das Ho-Chi-Minh-Mausoleum, die Ein-Säulen-Pagode und Ho Chi Minhs Wohnhaus. Am Literaturtempel fand gerade die Abschlussfeier der Studenten statt – es wurde gefeiert, gelacht und viel fotografiert. Ein schöner Abschluss einer erlebnisreichen Reise!

Eure Marianne Strzeletz

Dazugehörige Vietnam Reise: